Die Katze, die schon 16 Jahre tot sein sollte


Es war einmal bei einem damals noch kleinen Tierschutzverein, der gerade ein Haus angemietet hatte, um noch mehr Katzen zu helfen als dies mit Pflegestellen möglich war. Eines Tages kam die Anfrage einer Frau, die mehrere Katzen fütterte, ob man dort helfen könnte, diese einzufangen und kastrieren zu lassen. Einige Jungtiere waren auch dabei.Beim Ortstermin fiel der Mitarbeiterin ein Jungtier auf, das augenscheinlich blind war, beide Augen waren trüb, ein Augapfel sogar vergrößert. Die Mitarbeiterin entschloss sich, die junge Katze mitzunehmen, da sie ziemlich mager war und unter den dortigen Lebensbedingungen keine Chance hatte. Der Hintergedanke war da schon, das Tier evt. Einschläfern lassen zu müssen. Durch eine glückliche Fügung für die Miez war ein sofortiger Tierarztbesuch nicht möglich, denn in den nächsten beiden Tagen stellte sich heraus, daß die kleine Katze außerordentlich geschickt war und sich in der neuen Umgebung des kleinen Katzenzimmers außerordentlich gut orientieren konnte. Sie spielte sogar mit Bällen und Fellmäusen. Der Tierarztbesuch ergab nichts gutes, die Augen waren nicht zu heilen, das vergrößerte hatte ein Glaukom, war wahrscheinlich also auch noch schmerzhaft, was der Katze allerdings nicht anzumerken war. Es entstand im Vorstand eine Diskussion darüber, ob das Tier eingeschläfert werden soll. Sie müsste operiert werden, dass hätte den kleinen Verein viel Geld gekostet und vielleicht würde sich an dem anderen Auge auch noch ein Glaukom bilden. Für die Mitarbeiterin, die das Katzenkind aufgenommen hat, war die Entscheidung extrem schwierig. Sie sah das Katzenkind jeden Tag fröhlich spielen, den Kratzbaum rauf- und runterlaufen, und wurde freundlich angeschmust. Nein, das war kein Fall für den Katzenhimmel! Der selbsternannte Schutzengel suchte sich Verbündete: einer bot ein Zuhause an, ein anderer einen finanziellen Zuschuss zu der anstehenden OP, schließlich musste das jetzt alles ohne den Verein gestemmt werden, da dort die finanziellen Mittel nicht vorhanden waren. Zwar gab es einige Unstimmigkeiten, da leider nicht jeder das Engagement verstanden hat.
Und das Ende dieser Geschichte, die kleine Katze, die eigentlich schon 16 Jahre tot sein sollte, ist jetzt eine alte Püppi. Das Auge mit dem Glaukom wurde damals entfernt, auf dem anderen hat sich keins gebildet. Püppi ist schon etwas altersschwach, fängt aber immer noch mal eine dicke Fliege am Fenster , sitzt gern in der Sonne auf dem Balkon und freut sich ihres Lebens. Und ihre Botschaft: Manchmal muss man einen Schutzengel finden, der sich engagiert, der nach Mitteln sucht und nicht sofort die einfache Lösung und den leichteren Weg geht. Schließlich ist es schwierig für eine kranke Katze ein Zuhause zu finden und auch noch Spenden für eine notwendige OP zubekommen. Aber wir wissen auch von Püppi, dass sie das Leben ihrer Dosenöffnerin um einiges bereichert hat.

M.A.